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1912 - Januar 16 Rettungsboote aus Holz und 4 Not - Faltboote werden auf der Titanic
angebracht. Immerhin vier mehr als von den veralteten Bestimmungen des britischen Handelsministeriums gefordert wurden. Aus Rücksichtnahme auf die "schöne Aussicht" vom Bootsdeck wurde auf weitere 16 Rettungsboote in
zweiter Reihe verzichtet.
1912 - 3. Februar Die Titanic wurde in das neue Trockendock des Belfaster Hafens gebracht, wo man die Schiffsschrauben montierte und den letzten Anstrich aufbrachte.
1912 - 25. März Die Rettungsboote mit ihren neu konstruierten Doppel-Davits werden ausgiebig getestet.
1912 - 31. März Bis auf ein paar Details in einigen Passagiersuiten ist die Ausstattung der 'Titanic'
abgeschlossen. Das Schiff hat 46.328 Bruttoregistertonnen bei ca. 60.000 Tonnen Wasserverdrängung, 46.000 PS mit 29 Kesseln, 159 Feuerungen und 4 Schornsteinen, die 22 Meter über das Bootsdeck aufragen. Sie hat eine
Dreifachschraube und soll etwa 24 Knoten Höchstgeschwindigkeit laufen (was nie ausprobiert wird). Obwohl die 'Titanic' und ihr Schwesterschiff 'Olympic' in den Abmessungen identisch sind, bekommt die 'Titanic' mehr Wohnräume und
Suiten (und auch weitere Zusätze an den Aufbauten), so dass sie schwerer wird als ihr Schwesterschiff. Die 'Titanic' ist das größte Schiff der Welt. Die Titanic ist bereit für ihre erste Probefahrt.
1912 - 2. April
6.00 Uhr Die Probefahrt auf See beginnt um 6.00 Uhr in der Früh. Das Schiff läuft unter Kapitän E.J. Smith von Belfast zu einer Nachtfahrt nach Southampton, seinem Heimathafen, aus (etwa 570 Meilen). Getestet wird die
gesamte Ausrüstung, sowie Steuerung und Maschinenleistung.
14.00 Uhr Gegen 14.00 Uhr fährt die Titanic auf die offene See und kehrt anschließend nach Belfast zurück.
20.00 Uhr
Um 20.00 Uhr Überlässt die Titanic Belfast mit Ziel Southampton.
1912 - 3. April Um kurz nach Mitternacht läuft die Titanic in den Hafen von Southampton ein. In den darauffolgenden Tagen wird die Crew angeheuert,
sowie Proviant und Fracht für die erste Fahrt geladen.
1912 - 5. April Die 'Titanic' wird zur Begrüßung der Bevölkerung von Southampton mit Flaggen und Wimpeln geschmückt.
1912 - 6. April
Einstellungstag für den größten Teil der übrigen Besatzung. Die Fracht rollt an. Insgesamt beläuft sie sich auf 559 Tonnen und 11.524 verschiedene Stücke. Außerdem werden 5.892 Tonnen Kohle geladen.
1912 - 10. April - Tag der Jungfernfahrt 7.30 Uhr Die gesamte Mannschaft ist an Bord; die Offiziere haben die Nacht bereits an Bord verbracht. Smith nimmt den Bericht zur Abreise vom Leitenden Offizier Wilde
entgegen.
8.00 Uhr Die Mannschaft wird gemustert; danach wird eine kurze Rettungsbootübung, jedoch lediglich mit den beiden Steuerbordbooten 11 und 15, durchgeführt.
9.30 - 11.00 Uhr
Die Bootszüge für die Passagiere der Zweiten und Dritten Klasse fahren ein; die Passagiere gehen an Bord und werden zu ihren Kabinen geleitet.
11.30 Uhr Passagiere der ersten Klasse treffen mit einem
Sonderzug aus London ein und werden in ihre Kabinen begleitet.
12.15 Uhr Die 'Titanic' legt ab und wird von Schleppern aus dem Dock gezogen. Bei der Fahrt im engen Hafenbecken mit eigener Kraft reißen
durch das von der 'Titanic' verdrängte Wasser alle sechs Festmachetrossen der 'New York', und ihr Heck dreht auf die 'Titanic' zu. Durch schnelle Reaktion wird eine Kollision um knapp 1,20 Meter verhindert. Die Abfahrt verzögert
sich um eine Stunde.
13.00 Uhr Die 'Titanic' setzt die 24 Meilen lange Fahrt Fluss abwärts bis zum Ärmelkanal und weiter nach Cherbourg fort.
16.00 Uhr Der Bootszug aus Paris kommt in
Cherbourg an. Die verspätete Ankunft des Schiffes wird bekannt gegeben.
18.30 Uhr Erster Zwischenstop in Cherbourg, Frankreich. Die 'Titanic' liegt mit voller Beleuchtung vor dem Hafen von Cherbourg vor
Anker. 22 Passagiere, die nur den Kanal überqueren wollten, gehen von Bord, ein Teil der Fracht wird entladen.
20.00 Uhr Die 274 Passagiere, die in Cherbourg zusteigen, sind an Bord; die Barkassen kehren in
den Hafen zurück.
20.10 Uhr Die Anker werden gelichtet, die 'Titanic' legt nach Queenstown in Irland ab; dabei durchquert sie den Kanal und umrundet die Südküste Englands.
1912 - 11. April
11.30 Uhr Die 'Titanic' liegt im Hafen von Queenstown vor Anker. 120 Passagiere checken sich nach der Ankunft der Titanic in Queenstown ein. 113 Passagiere Dritter Klasse und sieben Passagiere Zweiter Klasse steigen von
Barkassen zu; 1.385 Postsäcke werden eingeladen. Sieben Passagiere steigen aus. Die Personenzahl an Bord beläuft sich auf über 2200 Menschen.
13.30 Uhr Der Anker wird zum letzten Mal gelichtet, und die
'Titanic' begibt sich auf ihre erste Transatlantikfahrt nach New York. Geschätzte Gesamtzahl von Besatzungsmitgliedern und Passagieren an Bord: 2.227. Die erste Reise Der Titanic beginnt jetzt!
1912 - 11./12. April
Die 'Titanic' legt bei schönem, ruhigen, klarem Wetter 386 Meilen zurück.
1912 - 12./13. April Die 'Titanic' legt 519 Meilen zurück. Das Wetter bleibt gut. Von anderen auf dieser Route oder in der Nähe liegenden
Schiffen, empfängt die Titanic Eisberg Warnungen, welche an Bord auch gelesen und weiter gegeben wurden. Die Eiswarnungen sind jedoch bei Überfahrten bis April nichts Ungewöhnliches.
1912 - 13. April Vorbeifahrende
'Rappahannock' ist bei der Durchquerung eines Eisfeldes beschädigt worden und signalisiert Warnung vor starkem Packeis.
1912 - 14. April 09.00 Uhr Die 'Titanic' empfängt einen Funkspruch der 'Caronia' mit
einer Warnung vor Treibeis und Eisbergen direkt voraus in ca. 250 Seemeilen auf 42°N zwischen 49° und 51°W.
11.40 Uhr Das holländische Linienschiff 'Noordam' berichtet "viel Eis" etwa in derselben
Position wie die 'Caronia'.
13.42 Uhr Eisbergwarnung von der 'Baltic'. Große Mengen Treibeis auf 41°51'N, 49°52'W etwa 250 Meilen vor der 'Titanic'. Die Nachricht wird Kapitän Smith überbracht. Smith gibt
sie später Bruce Ismay weiter; der steckt sie in die Tasche.
13.45 Uhr Warnung vor großem Eisberg geht vom deutschen Linienschiff 'Amerika' ein (41°27'N, 50°8'W). Die Meldung wird nicht an die Brücke
weitergegeben.
17.50 Die Titanic schlägt leichten Südkurs ein, um evtl. Eisfeldern entgehen zu können.
19.30 Uhr Drei Funksprüche mit Warnmeldungen vor großen Eisbergen auf dem Kurs
der 'Californian' (42°3'N, 49°9'W). Der Funkspruch wird an die Brücke weitergegeben. Der Kapitän nimmt an einem Abendessen unter Deck teil. Eis jetzt nur noch 50 Meilen voraus.
20.40 Uhr Es wird nach den
Süßwasservorräten des Schiffes gesehen, da das Meerwasser knapp über dem Gefrierpunkt ist.
20.55 Uhr Kapitän Smith verabschiedet sich vom Abendessen.
21.20 Uhr Kapitän Smith zieht
sich zur Nacht zurück und gibt den Befehl, ihn zu wecken, wenn irgend etwas zweifelhaft wird...
21.40 Uhr Warnung vor starkem Packeis und Eisberg geht von der 'Mesaba' ein (42° bis 41°25'N, 49° bis 50°30'W).
Der Funkspruch wird übersehen. Die Funker sind voll für die Passagiere beschäftigt. Die sechs Eiswarnungen dieses Tages deuten auf ein riesiges Eisfeld rund 78 Meilen direkt voraus.
21.55 Uhr Etwa 10 bis 19
Meilen nördlich der 'Titanic' wird die 'Californian' von Treibeis aufgehalten und funkt Warnungen an alle Schiffe in der Gegend. Als der Funker der 'Californian' die 'Titanic' ruft, wird seine Eiswarnung durch ein rüdes
"Halten Sie sich heraus! Schluß jetzt! Sie stören mein Signal. Ich stehe mit Cape Race in Verbindung" unterbrochen.
22.00 Wachablösung! Erster Offizier William Murdoch leitet jetzt das Kommando
auf der Brücke. Sollte in dieser Nacht Nebel oder Eis in Sicht kommen, sollte man Kpt. E.J. Smith wecken.
22.30 Der einzige Funker der 'Californian' hört den Funkverkehr der 'Titanic' mit, schaltet dann um
22.30 Uhr ab und legt sich wie gewöhnlich ins Bett. Die Meerestemperatur sinkt unter 0°C.
23.30 Uhr Die Ausguckmänner Fleet und Lee im Krähennest nehmen leichten Dunst unmittelbar vor der 'Titanic' wahr.
23.40 Die 'Titanic' fährt mit 21,5 Knoten. Frederick Fleet, Ausguck im Krähennest entdeckt in ca. 450 m Entfernung einen Eisberg direkt voraus, er ragt 15-18 Meter über das Wasser. und schlägt die
Schiffsglocke (eine von dreien) dreimal an. Die Brücke erhält die Nachricht "Eisberg rechts voraus!" und der Sechste Offizier Moody auf der Brücke bestätigt den Alarm und gibt die Meldung an den Ersten Offizier Murdoch
weiter, der instinktiv dem Steuermann 'hart Steuerbord' zuruft und den Maschinenraum anweist, die Maschinen zu halten und dann volle Kraft zurückzufahren. Zusätzlich befiehlt er " Maschinen volle Fahrt zurück". ( Beides
ein Fehler ? ) Dann betätigt Murdoch den Hebel, der die wasserdichten Schotten unter der Wasserlinie schließt. Der Steuermann dreht das Rad, so schnell es geht. Die Titanic beginnt sich langsam nach Backbord zu drehen und gibt
dadurch ihre Steuerbordflanke dem Eisriesen preis. Diese wird von dem Eisberg gestreift und mehrere kleine Risse entstehen. Der Aufprall rüttelt zwar die Besatzung im Vorderschiff durch, wird aber von vielen Passagieren überhaupt
nicht bemerkt. Von der Sichtung des Eisbergs bis zum Zusammenstoß sind 37 Sekunden vergangen.
23.42 2 Minuten später erscheint E.J. Smith auf der Brücke und erkundigt sich nach der Erschütterung.
23.50 Uhr Die ersten zehn Minuten nach dem Zusammenstoß steigt das Wasser im Vorderschiff 4,20 Meter über Kiel. Die ersten fünf Abteilungen laufen voll. Der Kesselraum 6, 1,50 Meter über Kiel, wird 2,40 Meter hoch
überflutet.
0.00 Uhr Mitternacht - Der Postraum, 7,20 Meter über Kiel, nimmt so viel Wasser auf, daß die Postsäcke zu schwimmen anfangen. Nach Unterrichtung von Kapitän Smith, der jetzt auf der Brücke steht,
daß Wasser in die Laderäume 1, 2 und 3 und in den Kesselraum 6 fließt, besichtigt er den Schaden rasch zusammen mit Thomas Andrew. Dabei bittet er Andrew um eine Lagebeurteilung. Thomas Andrews, Konstrukteur der Titanic beginnt mit
einer gründlichen Inspektion der Schäden am Rumpf und kommt zu der Überzeugung, dass sich die Titanic nur noch maximal 1 1/2 bis 2 Stunden über Wasser halten könne. Dabei geht er von der mathematischen Gewissheit aus, dass die
wasserdichten Abteilungen nur bis zum D-Deck reichen und wenn mehr als vier Laderäume geflutet sind, das Wasser von einer vollgelaufenen Abteilung gleich in die nächste und dann weiter fließt. Der Bug der 'Titanic' fängt an zu
sinken. E.J. Smith erteilt die Anweisung an die Funker, den Notruf abzusetzen. Zunächst wurde das bis dato gültige CQD, später das neue SOS gesendet. ( Anmerkung : In einigen Büchern findet man die Aussage, dass die Titanic MGY
gesendet haben soll. Dies ist einzig die internationale Kennung der Titanic und kein Notsignal. ) Das Schiff ist zum Untergang verurteilt. Kapitän Smith befiehlt, über den Schiffsfunk den Notruf CQD abzusetzen. Geschätzte Position
der 'Titanic': 41°46'N, 50°14'W. Die Kessel werden stillgelegt, aus den Schornsteinen entweichen mit lautem Getöse riesige Dampfwolken.
1912 - 15. April 0.05 Uhr Smith erteilt den Befehl die Rettungsboote
klarzumachen. Das Wasser steht jetzt bereits in Höhe der Squash Plätze, 10 m über Kiel. Von den schätzungsweise 2.227 Personen an Bord ist nur für 1.178 Platz in den Rettungsbooten, wenn alle Rettungsboote voll besetzt werden.
0.10 Uhr Ein paar Mannschaftsangehörige auf der 10 bis 19 Meilen entfernten 'Californian' sehen die Lichter eines Schiffs. Ein paar Versuche, mit dem Schiff über Morselampe Verbindung aufzunehmen, schlagen
fehl. Raketen werden wahrgenommen, aber da sie so niedrig über dem Schiffsdeck zu hängen scheinen und kein Geräusch machen, wirken sie nicht wie Notraketen, und niemand kümmert sich weiter darum. Die Entfernung zwischen den
Schiffen wird größer, bis beide einander nicht mehr sehen können.
0.15 Uhr Zahlreiche Schiffe nehmen den Notruf der 'Titanic' auf, auch ihr Schwesterschiff 'Olympic', dass etwa 500 Meilen entfernt liegt.
Mehrere Schiffe, darunter die 'Mount Temple' (49 Meilen entfernt), 'Frankfurt' (153 Meilen), 'Birma' (70 Meilen), 'Baltic' (243 Meilen), 'Virginian' (170 Meilen) und 'Carpathia' (58 Meilen) bereiten sich zu verschiedenen Zeiten
darauf vor, zu Hilfe zu kommen. Die Kapelle spielt im Erster Klasse Salon auf dem A-Deck und später auf dem Bootsdeck beim Eingang zur großen Freitreppe muntere Ragtimemusik.
0.20 Uhr Das Wasser strömt in
die Quartiere der Besatzung, fast 15 Meter über Kiel, auf dem vorderen E-Deck.
0.25 Uhr "Frauen und Kinder zuerst", dieser Befehl erging ungefähr zu dieser Zeit und damit die Aufforderung sich in
die Rettungsboote zu begeben. Viele Passagiere weigern sich die Boote zu betreten, da sie der Meinung waren, die Titanic würde mehr Schutz bieten als solch ein kleines Boot. Dementsprechend waren die ersten Boote halbvoll und mit
noch weniger Menschen besetzt. Anmerkung: Bis zu diesem Zeitpunkt war jedoch auch nur Schwer eine Neigung der Titanic über Bug zu bemerken. Die Belegung der einzelnen Rettungsboote und deren Abfierungszeiten findet ihr auf einer
extra Seite. Die 'Carpathia', etwa 58 Meilen südöstlich, empfängt den Notruf und steuert sogleich mit Volldampf die Unfallstelle an.
0.45 Uhr Die erste Leuchtrakete wird abgefeuert. Hierbei wird
festgestellt, dass nur weiße Leuchtraketen an Bord sind. Die Farbe eines Notsignals ist aber Rot. Abgefeuert werden insgesamt 8 Raketen. Als erstes wird Steuerbordboot 7 sicher abgefiert. Es kann 65 Personen aufnehmen, enthält aber
nur 28. Die erste Notrakete wird abgefeuert. Der Vierte Offizier Boxhall beobachtet, wie sich ein Schiff der 'Titanic' nähert und dann wieder verschwindet, obwohl mit der Morselampe immer wieder versucht wird, Kontakt aufzunehmen.
Rettungsboot 4 wird zwischen 00.30 und 00.45 Uhr beladen.
00.55 Uhr Als erstes Boot auf der Backbordseite wird Rettungsboot 6 mit nur 28 Personen abgefiert. Steuerbordboot 5 wird abgefiert. Ismay wird von
Offizier Lowe wegen Eingreifens in dessen Befehlsgewalt zur Rede gestellt (41 Personen an Bord, für weitere 24 wäre Platz).
1.00 Uhr Steuerbordboot 3 wird mit nur 32 Personen, darunter 11
Besatzungsmitgliedern, abgefiert. Jetzt werden die Boote allmählich voller beladen.
01.10 Uhr Steuerbordboot 1 wird abgefiert; an Bord sind nur 12 statt 40 Personen. Backbordboot 8 wird beladen und mit
nur 39 Personen abgefiert.
01.15 Uhr Das Wasser steht bis zum Namensschild der 'Titanic' am Bug; sie bekommt starke Schlagseite nach Backbord. Die Decksneigung wird stärker. Die Boote werden jetzt voller
beladen.
01.20 Uhr Steuerbordboot 9 verläßt das Schiff mit 56 Personen. Die 'Titanic' hängt jetzt merklich nach Steuerboard über.
01.25 Uhr Backbordboot 12 wird mit 40 Frauen und
Kindern an Bord abgefiert. Zwei Seeleute werden für das Boot eingeteilt. Nach dem Untergang der 'Titanic' wird es mit den Booten 4, 10, 14 und dem Notboot D zusammengebunden. Später werden die Geretteten von Offizier Lowe von Boot
14 auf die anderen Boote verteilt, damit er im Wasser treibende Passagiere aufnehmen kann. Boot 12 wird mit 70 Personen überladen; viele sind aus dem Notboot D übernommen worden.
1.30 Uhr Gegen 1.30 Uhr wird
das Ausmaß der Katastrophe jedem klar. Auch die Funker Bride und Philips beginnen hektischer die Hilferufe über den Nord-Atlantik zu schicken. Unter einigen Schiffspassagieren bricht Panik aus. Als Backbordboot 14 mit 60 Personen
an Bord, darunter auch Offizier Lowe, abgefiert wird, scheint eine Gruppe von Passagieren in das schon volle Boot hineinspringen zu wollen. Lowe gibt drei Warnschüsse in die Luft ab. Die Notrufe der 'Titanic' klingen verzweifelt.
"Wir sinken schnell", und "Frauen und Kinder in den Booten. Wir halten nicht mehr lange durch".
01.40 Uhr Die meisten vorderen Boote sind weg; die Passagiere begeben sich auf das
Achterschiff. Ismay verläßt das Schiff mit Notboot C (39 Personen), dem letzten Steuerbordboot, das noch abgefiert werden kann. Das vordere Welldeck steht unter Wasser.
01.45 Uhr Auf ihrem Weg zur
Unfallstelle hört die 'Carpathia' die letzten Worte der 'Titanic': "...Maschinenraum bis zu den Kesseln vollgelaufen..."Backbordboot 2 wird mit 25 Personen abgefiert. Es kann 40 aufnehmen.
02.00 Uhr
Das Wasser steht knapp 3 Meter unter dem Promenadendeck.
2.05 Uhr Noch immer befinden sich über 1.500 Menschen auf dem sinkenden Schiff. Notboot D ist eines der letzten verbleibenden Boote. Es bietet 47
Personen Platz. Um einen Sturm auf dieses Boot zu vermeiden, fuchtelt Offizier Lightoller mit seiner Pistole herum (und schießt wahrscheinlich auch in die Luft), und die Besatzungsmitglieder bilden mit verschränkten Armen eine
Kette um das Boot und lasen nur Frauen und Kinder an Bord. Das Boot wird mit 44 Personen abgefiert. Das Vorderschiff der 'Titanic' sinkt unter Wasser, die Decksneigung wird immer steiler.
2.10 Uhr Die Funker
Bride und Philips werden von E.J. Smith von ihrem Dienst entbunden, dennoch setzen sie unvermindert weiter Notsignale ab. Den fast kompletten Funkverkehr findet ihr hier! Es ergeht das Kommando "Rette sich wer kann / Jeder für
sich selbst" an die Crew.
2.17 Uhr Phillips arbeitet weiter und versucht, einen letzten Funkspruch abzusetzen. Kapitän Smith teilt den Besatzungsmitgliedern mit: "Jetzt muß jeder für sich
sorgen." Er kehrt auf die Brücke zurück und erwartet dort das Ende. Thomas Andrew, der Erbauer der Schiffs, wird zum letzten Mal allein im Rauchersalon der Ersten Klasse gesehen, wo er ins Leere starrt. Der Bug der 'Titanic'
taucht unter; dabei kommt das eingeklemmte Notboot B frei, treibt aber kieloben. Pater Thomas Byles nimmt über 1.000 Passagieren der Zweiten und Dritten Klasse, die sich am hinteren Ende des Bootsdecks versammelt haben, die Beichte
ab und erteilt ihnen Absolution. Die Bordkapelle hört auf zu spielen. Viele Passagiere und Besatzungsmitglieder springen über Bord. Der vordere Schornstein der 'Titanic' bricht ab und begräbt eine Reihe schwimmender Passagiere
unter sich. Notboot A schwimmt frei; etwa zwei Dutzend Menschen im Wasser können sich daran festhalten. Es taucht richtig herum auf, wird jedoch unter Wasser gedrückt und stark überladen. Lowe in Boot 14 rettet die Insassen kurz
vor Morgengrauen. Fast die Hälfte ist inzwischen gestorben.
2.18 Uhr Mit fürchterlichem Getöse rutschen alle beweglichen Gegenstände in der 'Titanic' auf den untergegangenen Bug zu. Die
Schiffsbeleuchtung flackert einmal und geht dann aus. Viele Überlebende sehen mit an, wie das Schiff in zwei Teile auseinander bricht. Das Vorderschiff sinkt.
2.20 Uhr Das abgebrochene Achterschiff der
'Titanic' sinkt kurz ins Wasser zurück, stellt sich wieder gerade, läuft langsam voll Wasser, hebt das Heck noch einmal steil in die Luft und geht dann langsam unter. In diesem größten Schiffsunglück der Geschichte (bis zum
Untergang der 'Estonia' in den 90er Jahren) sterben über 1.500 Menschen.
3.30 Uhr Die ersten Raketen der Carpathia werden von den Insassen der Rettungsboote gesichtet.
4.10 Uhr Als
erstes wird Boot 2 von der 'Carpathia' aufgenommen. Zwischen den Trümmern der 'Titanic' schwimmen im Katastrophengebiet Eisbrocken herum.
8.30 Uhr Als letztes wird Boot 12 von der 'Carpathia' aufgenommen.
Lightoller geht als letzter Überlebender an Bord. Die 'Californian' kommt neben der 'Carpathia' an und kreuzt im Katastropengebiet, um noch einmal nach Überlebenden zu suchen.
8.50 Uhr Mit 712 geretteten
Passagieren der Titanic nimmt die Carpathia Kurs auf New York. Ismay, an Bord der 'Carpathia', kabelt an das New Yorker Büro der Withe Star: "Teile in tiefem Bedauern mit, dass 'Titanic' heute morgen nach Kollision mit Eisberg
gesunken; schwere Verluste. Alle Einzelheiten später."
1912 - 18. April 21.00 Uhr Die 'Carpathia' kommt in New York an. Sie überholt Boote mit Scharen von Zeitungsreportern, die nach Nachrichten
gieren. Als die 'Carpathia' an der Freiheitsstatue vorbeifährt, sehen 10.000 Menschen zu. Die Rettungsboote der 'Titanic' hängen an den Seiten der 'Carpathia'. Sie passiert die Anlegestelle der Cunard Line (Nr. 54) und fährt Fluss
aufwärts bis zu den Piers der White Star Line, um dort die Boote der 'Titanic' abzusetzen. Dann kehrt sie zum Cunard-Pier zurück, und hier gehen die Überlebenden endlich von Bord.
1912 - 19. April Der U.S.
Senat unter dem Vorsitz von Senator William Smith eröffnet die Untersuchung in New York's Waldorf-Astoria. Als Ergebnis wird festgestellt, dass die Anzahl der Rettungsboote erhöht wird.
1912 - 21. April Es werden
die ersten 306 Leichen geborgen (einschließlich der von J.J. Astor).
1912 - 24. April Als das Schwesterschiff der 'Titanic', die 'Olympic', aus Southampton auslaufen will, streiken die Heizer. Sie wollen nicht auf
einem Schiff arbeiten, das nicht genug Rettungsboote mitführt. 285 Besatzungsmitglieder desertieren, und die Reise der 'Olympic' wird abgesagt.
1912 - 3. Mai Die britische Untersuchungskommission, die Mersey
Commission, macht Stanley Lord, Kapitän der "California", für unterlassene Hilfeleistung verantwortlich.
1912 - 14. Mai Einen Monat nach dem Untergang der Titanic wird der erste Film über dieses Drama
vorgestellt. Eine der Schauspielerinnen ist Überlebende der Titanic-Katastrophe (Dorothy Gibson).
1912 - Juni Die letzte Leiche wurde geborgen. Die Überreste des Stewards W.F. Cheverton wurden auf See bestattet.
1912 - August Madeleine Astor wird Mutter eines Jungen. Er wird nach ihrem Ehemann benannt. Stanley Lord Tritt von seinem Posten bei der Leyland Line zurück.
Quelle:
Robert D.Ballard, Das Geheimnis der Titanic - 3800m unter Wasser, Ullstein, Berlin 1998 |